«Diese Leute wollen die Schweiz zu einem zweiten Singapur machen»

19. April 2025, Handelszeitung, Seraina Gross

Der Ypsomed-Chef sagt, warum er alles auf eine Karte setzt und 1,5 Milliarden Franken in Abnehmspritzen investiert – und weshalb ihm Trumps Zölle nicht wehtun. Den «Herren aus Zug» hinter der Kompass-Initiative wirft er vor, es gehe ihnen nur um ihr Geld.

Eines kann man Simon Michel nicht vorwerfen: dass er es sich mit seinem Milliardenvermögen bequem gemacht habe. Der Unternehmer aus dem bernischen Burgdorf reitet mit seiner Ypsomed auf der Abnehmwelle, dem grössten Boom, den die Pharmaindustrie je gesehen hat. Er wird die Autoinjektoren produzieren, mit denen sich bereits heute Dutzende Millionen Übergewichtige weltweit Schlankmachermedikamente unter die Haut spritzen. Seit der Zulassung von Wegovy, der ersten Abnehmspritze der dänischen Pharmafirma Novo Nordisk, vor zwei Jahren geht seine Aktie durch die Decke. Daneben ist der 48-Jährige freisinniger Solothurner Nationalrat und als Stimme der Wirtschaft für das Vertragspaket mit der EU der wichtigste Gegenspieler von Christoph Blocher und der SVP.

Wie haben Sie es mit Magdalena Martullo-Blocher?

Gut. Wir verstehen uns bestens, und wir respektieren uns. Sie ist eine der wenigen im Parlament in Bern, die noch wissen, was es heisst, ein Unternehmen am Laufen zu halten. Es ist gut, dass sie ihre Erfahrung in die Kommissionen einbringt. Christoph Blocher sieht Ihr Verhältnis zu seiner Tochter kritischer, er schimpft Sie einen «Verbandsbürokraten», spricht von einer «unsäglichen Woke-Kultur», die nun auch bei Economiesuisse Einzug gehalten habe und die unliebsame Meinungen ausgrenze. Frau Martullo-Blocher ist eine SVP-Politikerin durch und durch. Ich verstehe nicht, warum sie von Scienceindustries in den Vorstand von Economiesuisse delegiert wurde. Sie trägt die Haltungen der Pharma- und Chemiebranche nicht mit, ja sie bekämpft sie sogar. Sie unterstützt öffentlich die Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz», welche die Kündigung der bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU fordert, und sie bekämpft die Stabilisierung der Beziehungen zu unseren Nachbarn. Sie ist mit ihrer Haltung in der exportierenden Wirtschaft isoliert und schadet damit der Schweiz.

Das geht Ihnen alles nahe.

Ja, denn es geht um die Zukunft der Schweiz, damit es unseren Kindern gleich gut geht wie uns oder sogar noch besser. Die Kündigungs-Initiative würde dazu führen, dass man Monate auf einen Termin im Spital warten müsste, Restaurants müssten schliessen, Baustellen würden nie fertig. Dieser Anti-Ausländer- Wahn der SVP ist richtig schlimm. Die Alternative ist der Drittstaatenstatus, wie jetzt zwischen Grossbritannien und der EU. Aber der Brexit war ein grosser Flop. Ist es das, was wir für die Schweiz wollen? Nein. Deshalb will die Wirtschaft grossmehrheitlich das Verhältnis zur EU stabilisieren und weiterentwickeln.

Wirklich? Die Spaltung ist doch offensichtlich.

Hinter der Kompass-Initiative zur Verhinderung des EU-Vertragspakets stehen Alfred Gantner, Marcel Erni und Urs Wietlisbach, die Gründer der Partners Group – nicht gerade Nobodys. Das sind Finanzinvestoren aus Zug, die Angst haben, ihr Geld zu verlieren. Die Partners Group ist an keinem Schweizer Unternehmen beteiligt, das von den bilateralen Verträgen profitiert. Die Kompass-Initianten glauben, dass eine gute Zusammenarbeit mit der EU zu neuen Steuern führt. Das ist falsch. Bei den bilateralen Verträgen geht es um den hindernisfreien Marktzugang, um die gegenseitige Anerkennung von Zulassungen, es geht um Standardisierungen im Flug- und Landverkehr und um den freien Personenverkehr. Die Leute hinter der Kompass- Initiative vertreten nicht die Wirtschaft. Die Vorstellung, die Wirtschaft sei bei der Frage des EU-Vertragspakets gespalten, ist falsch.

Warum?

Alle wichtigen Wirtschaftsverbände unterstützen die Stabilisierung und Weiterentwicklung der Verträge im Grundsatz. Money, Money, Money – darum geht es den Herren aus Zug. Das ist in erster Linie Egoismus. Diese Leute wollen die Schweiz zu einem zweiten Singapur machen.

Was ist daran so falsch?

Die Schweiz ist nicht Singapur, eine Finanzoase. Die Schweiz ist ein KMU-Land. Bei uns wird entwickelt, produziert und exportiert. Das ist die Quelle unseres Wohlstands. Die Problembewirtschaftungsgruppe aus Zug setzt das Erfolgsrezept unseres Landes aufs Spiel. Was diese Leute machen, ist falsch. Grundfalsch. Ich verstehe nicht, warum Medien darauf hereinfallen und diesen Leuten so viel Präsenz geben. Economiesuisse vertritt über 100 000 Unternehmen, von denen die überwältigende Mehrheit die bilateralen Verträge unterstützt und weiterentwickeln will. Aber diesen 4000 oder 5000 Kompass-Unterstützern rollt man den roten Teppich aus.

Sie haben gerade ein Werk im deutschen Schwerin in Betrieb genommen, ein weiteres ist im Bau. Ein Fehlentscheid angesichts des US-Zoll-Feuerwerks?

Nein. Wir haben Glück. Für die Verzollung unserer Produkte sind unsere Kunden verantwortlich, die Pharmafirmen. Alles kein Problem also, selbst wenn Sie an amerikanische Pharmafirmen liefern? Das ist so. Zölle sind kein Grund, auf den Vertrag zurückzukommen, sie sind kein ausserordentlicher Grund wie ein Taifun oder eine Überschwemmung.

Wie wichtig sind die US-amerikanischen Pharmafirmen für Sie?

Wir machen 9 Prozent des Umsatzes in den USA, in Zukunft werden es etwas mehr sein. Geben Sie uns einen Überblick darüber, wie Sie sich auf den grossen Abnehmhype vorbereiten. Wir haben heute Produktionsanlagen in der Schweiz in Burgdorf und Solothurn mit einer Kapazität von rund 250 Millionen Injektionssystemen pro Jahr. In unserem ersten Werk in Schwerin haben wir eine Kapazität von ebenfalls rund 250 Millionen, die wir zurzeit aber noch nicht voll ausschöpfen. Mit Schwerin 2 werden bis Ende des Jahrzehnts nochmals gegen 500 Millionen Stück dazukommen. In China werden wir im Juni operativ sein, mit einer Kapazität von gegen 100 Millionen Stück.

Wann und wo ist es in den USA so weit?

2027, die Kapazität wird dann schrittweise auf 100 bis 200 Millionen Stück erhöht. Zum genauen Standort kann ich noch nichts sagen. Der Governor hat das «First Right to Announce», und daran halten wir uns. So bekommen wir mehr Subventionen. Insgesamt werden wir Ende des Jahrzehnts auf eine Kapazität von deutlich über einer Milliarde Systeme pro Jahr kommen.

Die Kapazitäten bauen Sie vor allem für Patienten, die abnehmen wollen. Wie viele können Sie versorgen?

Mehrere Dutzend Millionen Übergewichtige. Aber Adipositas ist ja nur eine von vielen Krankheiten, bei denen unsere Geräte zum Einsatz kommen. Auch Insulin und neue Medikamente gegen Autoimmunerkrankungen werden mit einem Pieks unter die Haut gesetzt. Grundsätzlich geht es um alle Wirkstoffe, die aus grossen, biologisch hergestellten Molekülen bestehen und die über den Magen-Darm-Trakt deshalb nicht aufgenommen werden können.

Wie muss man sich eine solche Produktion vorstellen?

Im Wesentlichen betreiben wir Spritzgussmaschinen, die mehrere Milliarden Kunststoffteile pro Jahr hochpräzise herstellen, die im Anschluss auf grossen, vollautomatischen Produktionslinien zu Injektionssystemen zusammengebaut werden.

Klingt nicht gerade nach Rocket Science.

Das ist richtig, wobei es schon etwas anspruchsvoller ist als die Produktion von Joghurtbechern. Entscheidend ist: Die Medikamente werden zusammen mit Injektionssystemen zugelassen. Unsere Geräte sind Teil des Medikaments, wir sprechen hier von Kombinationsprodukten. Uns kann man also nicht so einfach ersetzen. Da kann keiner kommen und sagen, ich nehme jetzt einen anderen Anbieter. Das macht das Ganze so interessant.

Gibt es Ambitionen, sich innerhalb der Wertschöpfungskette weiter auszutoben?

Eine Möglichkeit wäre, ins Geschäft mit der Assemblage einzusteigen, also die Verheiratung unserer Devices mit den Spritzen, die den Wirkstoff enthalten, zu übernehmen. Damit kämen wir noch etwas näher an die Pharmafirmen heran.

Je näher an der Pharmaindustrie, desto werthaltiger das Geschäft?

Die Assemblage ist ein interessanter Teil der Wertschöpfung, das ist richtig. Zudem wäre es eine Möglichkeit, resilienter zu werden.

Was befürchten Sie?

Dass sich grosse Lohnfertiger irgendwann zwischen uns und die Pharmafirmen drängen.

Wie Lonza, Thermo Fisher oder PCI?

Richtig. Es ist denkbar, dass die Pharmafirmen irgendwann gar nichts mehr mit dem Prozess der Verabreichung zu tun haben wollen und noch mehr den Zulieferern überlassen. Das würde bedeuten, dass wir im schlechtesten Fall nicht mehr mit den Pharmafirmen direkt im Geschäft wären. Wir wollen aber direkter Lieferant bleiben.

Das ginge nochmals richtig ins Geld.

Das ist so, das geht nur über Akquisition.

Sie haben ja schon jetzt Schulden.

Wir investieren in den nächsten Jahren 1,5 Milliarden Franken in Fabriken für unser Kerngeschäft. Für die kommenden drei Jahre brauchen wir noch etwas Unterstützung von den Banken, aber wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Anlagen in ein paar Jahren aus eigenen Mitteln finanzieren können. Wir sind kerngesund. Wir haben eine Eigenkapitalquote von 50 Prozent, und unsere Nettoschulden entsprechen weniger als zweimal dem Ebitda. Das ist gut für ein Unternehmen, das so schnell wächst wie unseres.

Da sind die Schulden, die Sie bei Ihren Kunden haben, aber noch nicht dabei …

Das sind keine Schulden. Einige unserer grossen Kunden zahlen einen Teil an die Produktionsinfrastruktur.

Was ist der Unterschied?

Sie geben uns jetzt Geld, dafür zahlen sie später weniger pro Stück, das sie bei uns kaufen. Entweder wir investieren vor und verlangen einen höheren Preis. Oder die Kunden investieren vorgängig in die Fabrik. Damit haben wir weniger Abschreibungen und können die Geräte günstiger anbieten.

Wie viel machen diese Vorfinanzierungen aus?

Die Beträge machen gegen einen Drittel unserer Ausgaben für die Produktionsanlagen aus.

Ihr wichtigster Konkurrent ist SHL, ein privat gehaltenes Unternehmen aus Taiwan mit Hauptsitz in Zug. Es heisst, SHL mache vier- bis fünfmal mehr Umsatz als Ypsomed.

SHL ist grösser als wir, aber das Unternehmen produziert noch vieles anderes. Bezogen auf das Geschäft mit den Injektionsgeräten ist der Unterschied klein. SHL ist noch der Marktführer bei den Autoinjektoren – wir sind es bei den Pens, also bei der Verabreichung von Insulin. Zudem: Bei SHL wird vieles semiautomatisch gemacht. SHL wechselt erst jetzt neu auf höhere Automatisation. Unsere Produktionslinien dagegen sind hoch automatisiert mit hohen Kadenzen, daher können wir günstiger produzieren.

In den USA aber hat SHL die Nase vorn. Die Firma hat bereits 2024 eine Fabrik in South Carolina eröffnet.

Das ist richtig. Die Produktion in Taiwan hat SHL viele Kunden gekostet – wegen der geopolitischen Unsicherheit. Viele kamen zu uns. Die Fabrik in Charleston ist ein Befreiungsschlag. Ich freue mich für SHL. Trotzdem, ich gehe davon aus, dass wir SHL noch vor Ende der Dekade bei den Autoinjektoren überholen werden.

Was macht Sie da so zuversichtlich?

Wir schliessen heute sechs von zehn neuen Deals in der Industrie ab, SHL drei bis vier. Wir haben 130 Kunden, europäische, amerikanische und chinesische, SHL hat etwa halb so viele und ist in China nicht aktiv. Klar, SHL hat eine längere Geschichte bei den Autoinjektoren, das Unternehmen hat den ersten Auftrag von Novo Nordisk geholt, für Wegovy. Aber es reicht für beide, der Bedarf an Injektionssystemen ist enorm, beide Unternehmen haben eine rosige Zukunft. Zusammen haben wir einen Marktanteil von gegen 90 Prozent, und wir wachsen ungebrochen.

SHL hat einen Automatenhersteller gekauft, um seine Wertschöpfungskette stabiler zu machen. Ein Vorbild für Sie?

Nein. Maschinenbau ist ein komplett anderes Geschäft als der Kunststoffspritzguss. Zudem haben wir mit Asic Robotics hier in Burgdorf einen Weltmarktführer im Anlagenbau vor der Tür.

Richard Saynor, Konzernchef von Sandoz, sagte uns vor ein paar Monaten, so etwas wie GLP-1 – das ist die Wirkstoffklasse hinter Wegovy – habe er noch nie erlebt, und er ist immerhin fast vierzig Jahre im Geschäft.

Das sehe ich auch so. Niemand war auf einen solchen Boom gefasst. Die Pharmafirmen selbst lagen bei ihren Erwartungen um den Faktor zehn zu tief. Niemand war in den Startlöchern, weder die Glashersteller noch die Hersteller der Wirkstoffe oder die Betreiber der Abfüllanlagen. Nun müssen sich alle sputen, um den Bedarf zu decken.

Sie inklusive.

Wir sind ein Rädchen in einem gewaltigen Zahnradwerk. Wir sind zum Glück nicht der Flaschenhals, aber wir dürfen nicht schlafen.

Wo klemmt es?

Bei den Herstellern der Abfüllanlagen und beim Abfüllen selbst. Deshalb hat Novo Nordisk unter anderem Catalent für 16,5 Milliarden Dollar gekauft, eben, um die Abfüllkapazitäten zu kontrollieren. Auch wir gehen mit unseren Investitionen in Vorleistung. Wir sind überzeugt, dass der Markt diese Mengen brauchen wird.

Was macht Sie da so sicher?

Bei den Autoinjektoren geht es nicht nur ums Abnehmen, sondern auch um viele andere Krankheiten. 2023 hat die USArzneimittelbehörde FDA erstmals mehr Wirkstoffe zugelassen, die gespritzt und nicht geschluckt werden müssen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend massiv verstärken wird, dass sich die Patientinnen und Patienten in zehn Jahren 80 Prozent aller Medikamente mit einem Pieks unter die Haut selbst verabreichen werden.

Was passiert, wenn die Tablette zum Abnehmen kommt?

Roche hat bereits eine in der Pipeline. Die Tablette wird kommen, keine Frage. Doch für Patienten oder Patientinnen mit krankhaftem oder grossem Übergewicht werden die Autoinjektoren das Mass aller Dinge bleiben.

Ihr Diabetesgeschäft ist kurz davor, endlich Geld abzuwerfen. Trotzdem soll es nicht mehr bei Ypsomed weitergeführt werden. Warum?

Das Ziel von Ypsomed ist, weiterzufokussieren und ein Pure Player zu werden, dort zu sein, wo man langfristig wirklich gute Geschäfte machen kann. Beim Insulinpumpengeschäft ist das schwieriger, und es birgt grössere Risiken als das Device- Geschäft.

Brauchen Sie Geld, um Ihr Wachstum bei den Geräten zu finanzieren?

Auch das spielt eine Rolle. Das Geschäft mit den Autoinjektoren und Pens ist kapitalintensiv. Der Verkauf des Diabetes-Geschäfts wird uns zusätzliche Mittel bringen.

Die Familie Michel hält 71,8 Prozent an Ypsomed, sie ist Mehrheitsaktionärin und Kaufinteressentin zugleich. Wie muss man sich eine Preisfindung bei einer solchen Konstellation vorstellen?

Wir verfolgen aber einen professionellen Verkaufsprozess mit externen Banken, Beratern und Gutachtern. Zudem sitze ich selbst nicht im Entscheidungsgremium.

Keine Angst, dass Ihnen die Fokussierung auf ein einziges Geschäftsfeld irgendwann um die Ohren fliegt?

Nein. Wir machen eine Sache, und die machen wir richtig. Wir wollen Weltmarktführer werden und Wert für unsere Aktionärinnen und Aktionäre schaffen. Bis Ende des Jahrzehnts ist eine Bewertung von 10 Milliarden Franken denkbar.

Sie legen alle Eier in einen Korb.

Das sehe ich anders. Unsere Diversifizierung liegt darin, dass wir die ganze Industrie beliefern. Mit unseren 130 Kunden arbeiten wir an über 200 Projekten für neue Injektionssysteme. Klar, Novo Nordisk wird in ein paar Jahren einen substanziellen Teil unseres Geschäfts ausmachen, aber mehr als ein Drittel wird es auch in zehn Jahren nicht sein, wenn möglich nicht mal ein Viertel. Die Hälfte unserer Kunden sind Unternehmen, die Biosimilars herstellen, also Nachahmerprodukte für biologisch hergestellte Medikamente. Unser aktuell wichtigster Kunde ist Innovent, ein chinesisches Pharmaunternehmen, das Abnehmmedikamente für den chinesischen Markt herstellt. Doch auch Innovent macht nur knapp 5 Prozent unseres Umsatzes aus.

GLP-1 steht als Wirkstoffklasse erst am Anfang. Was, wenn sich herausstellt, dass die Patienten ihr tieferes Gewicht nicht langfristig halten können, und wenn sich die Krankenkassen deswegen bei der Kostenerstattung querlegen? Oder wenn bei jahrelanger Einnahme Nebenwirkungen auftreten, die wir noch nicht kennen?

Kann alles sein. Fakt aber bleibt: Die Kapazitäten, die wir jetzt aufbauen, werden nur einen Bruchteil dessen abdecken können, was der Markt in zehn oder fünfzehn Jahren verlangen wird. Die Risiken sind vertretbar.

Wie kommt es eigentlich, dass Ihr Börsenkurs reagiert, wenn Novo Nordisk die Umsatzerwartungen verpasst, wenn Sie ja noch gar nicht für das Unternehmen produzieren?

Das weiss ich auch nicht. Die Abhängigkeit von Novo wird überbewertet.

Sie haben ein enormes Nachhaltigkeitsproblem mit Ihren Kunststoffinjektoren. Was ist Ihr Plan?

Wir haben uns schon vor Jahren dazu verpflichtet, bis 2040 CO2- neutral zu werden. Die Injektionsgeräte der nächsten Generation müssen rezyklierbar sein, daran arbeiten wir mit Hochdruck.

CO2 ist ja nur das eine Problem. Wenn sich immer mehr Patienten ihre Medikamente selber spritzen, statt Tabletten zu nehmen, dann gibt das grosse Mengen an Plastikabfall. Bei uns ist das nicht so schlimm, da landen die Pens im Abfall. Aber wenn sie in China nach Gebrauch im Fluss landen, dann wird das zum Problem.

Deshalb haben wir zusammen mit Partnern und grossen Pharmafirmen die «Alliance to Zero» gegründet. Unser Ziel ist, globale Rückholsysteme zu etablieren. Ähnlich, wie man es von Batterien gewohnt ist. Die Pens werden gesammelt und geschreddert, der Kunststoff wird gereinigt und wieder zu Granulat verarbeitet, das wir dann erneut für die Produktion verwenden können.

Bei unseren Kollegen von der Bilanz rangiert Ihre Familie mit einem geschätzten Vermögen von 5,5 Milliarden Franken auf Platz 41 der 300 reichsten Schweizer. Was ist Ihr Verhältnis zu Geld?

Geld ermöglicht es, dass wir uns unsere Wünsche erfüllen können. Wir reisen gern und viel, auch mit den Schwiegereltern, denen wir dann regelmässig die Flüge zahlen.

Wie ist es mit Luxus?

Mein Luxus ist die Zeit mit der Familie.

Ihre Kinder sind Teenager. Wie häufig sehen Sie sie?

Ich schaue, dass ich zwei- bis dreimal pro Woche am Abend von sieben bis neun Uhr verfügbar bin. Dann essen wir zusammen und reden. Das halten wir seit Jahren so. Wir sind da etwas konservativ. Wir sind uns eng verbunden, wir umarmen uns, und wir haben ein vertrauensvolles Verhältnis miteinander.